Persönlichkeit – was ist das und kann man das messen?

von | 27. Feb 2021 | Persönlichkeitsentwicklung

Das Bewusstsein für die eigenen Handlungen

Ich arbeite seit 15 Jahren im Personalbereich. Als sich vor einigen Jahren mein Themenschwerpunkt in die Personalentwicklung verlagert hat, habe ich mich gern mit dem Thema Persönlichkeit sowie der Entwicklung der Persönlichkeit auseinandergesetzt. Doch was versteht man genau darunter?

Der Begriff Persönlichkeit wird in der Literatur oft als Bewusstsein beschrieben, welches für die eigenen Handlungen verantwortlich ist und die Individualität seines eigenen Wesens entwickelt. Die Persönlichkeit stellt das charakteristische Verhalten und Denken dar. Sie entsteht mit dem Austausch der Umwelt. Der Mensch befindet sich immer in einem persönlichen Entwicklungsprozess und passt seine individuellen Eigenschaften ständig an die Umwelt an. Die Persönlichkeitsentwicklung ist damit also ein lebenslanger dynamischer Prozess. Die körperliche und geistige Beschaffenheit eines Menschen, aber auch dessen genetische Struktur sowie die äußeren Einflüsse sind aktiv daran beteiligt.

Verschiedene Persönlichkeitstheorien ver-suchen die Persönlichkeit des Menschen modellhaft zu erklären. Dabei werden psychologische Grundannahmen über das Wesen des Menschen getroffen. Es wird versucht das komplexe Konstrukt Persönlichkeit beschreibbar zu machen. Es können verschiedene Aspekte betrachtet werden, wie z.B. Verhalten, Werte, Motive, Gewohnheiten, Denk- und Lernstile.

Selbstwahrnehmung, Selbsterfüllung, Selbstverwirk-lichung, aber auch Erfahrung von Sinnhaftigkeit und Verantwortlichkeit bilden die Summe der Persönlichkeits-entwicklung. 

 

Abgrenzung von der Tiefenpsychologie:

Der Ursprung der Persönlichkeitsentwicklung liegt in der humanistischen Psychologie. Sie hinterfragt nicht das „Warum“ (wie es in der Tiefenpsychologie der Fall ist), sondern das „Wie“. Die Betrachtungen richtigen sich nicht in die Vergangenheit, sondern in die Gegenwart.

Wie lässt sich Persönlichkeit messen?

Einen Teil der Persönlichkeitsdiagnostik bilden Persönlichkeitstests ab. Mit Hilfe dieser Tests versucht man psychometrisch vergleichbare und gültige Informationen über das Verhalten und das Erleben eines Menschen zu erhalten. Im Allgemeinen kann man sagen, ein Persönlichkeitstest versucht die Eigenschaften einer Persönlichkeit zu messen. Man versucht emotionale und motivationale Gründe des Verhaltens sowohl im Alltag als auch in Arbeitssituationen vorherzusagen. Persönlichkeitstests versuchen folgende Fragen zu beantworten:

  1. Welche Verhaltensweisen sind für die Person wesentlich?
  2. Welche Einstellungen, Überzeugungen und Wertvorstellungen hat diese Person?
  3. Welche Vorlieben hat die Person?
  4. Welche Stärken und Schwächen weist die Person auf und wie sind sie jeweils ausgeprägt?
  5. Welche Charaktereigenschaften prägen diese Person?

 

Die Persönlichkeit eines Menschen ist so einzigartig und facettenreich wie ein Diamant.

Ein Persönlichkeitstest versucht diese komplexe Struktur vereinfacht darzustellen. Es ist nur ein aggregierter Auszug aus einer großen Gesamtheit.

Kein Test ist jedoch in der Lage, die Persönlichkeit als Ganzes abzubilden. Die Tests konzentrieren sich daher auf einige wenige Merkmale.

Persönlichkeitstests messen die Ausprägungen, in dem sie das Ergebnis ins Verhältnis zu einem Durchschnittswert (= Normwert) setzen. Die Basis solcher Tests bilden also immer zuvor ermittelte Normwerte, die aus einem Durchschnittswert einer befragten Personengruppe entstanden sind. Das individuelle Testergebnis wird somit immer im Verhältnis zum Durchschnitt gesehen und zeigt dann den Grat der Abweichung von dieser Grundgesamtheit.

Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass die Ergebnisse solcher Persönlichkeitstests in der Regel auf die Selbsteinschätzung oder Darstellung von Gefühlen der jeweils befragten Person beruhen. Es bildet also nie das tatsächliche Potenzial eines Menschen ab, sondern nur dessen Selbstbild. Daher ist der Einsatz solcher Tests im Bereich der Bewerberauswahl nur bedingt zu empfehlen. Hier besteht die Gefahr, dass Bewerber mit einem kritischen Selbstbild benachteiligt werden könnten. Auch der Aspekt der sozialen Erwünschtheit kann hier eine große Rolle spielen und der Bewerber das Testergebnis positiv beeinflussen.

Für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit können solche Tests jedoch ein wertvolles Tool zur Standortbestimmung sein. Sie stärken die Selbstwahrnehmung und setzen die verschiedenen Facetten der eigenen Persönlichkeit ins Verhältnis zu einer zuvor ermittelten Grundgesamtheit.

Regelmäßige Selbstreflexionsprozesse sind ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zu Selbstakzeptanz und Selbstliebe. Dies hat nicht nur Einfluss auf das Individuum selbst, sondern beeinflusst auch die Sicht auf dessen Umwelt. Es schafft ein Bewusstsein dafür, dass jeder Mensch einzigartig ist, jede Persönlichkeitsausprägung eine Berechtigung hat. Es gibt kein schwarz oder weiß, kein gut oder schlecht.

Insbesondere in den Bereichen der Führungskräfteentwicklung aber auch Teamentwicklung sind diese Tools zur Selbstwahrnehmung erfolgreich eingesetzte Werkzeuge, die die eigene Authentizität und das eigene Selbstbewusstsein stärken, aber auch den Blick für die Bedürfnisse/Motivationen andere Menschen schärft.

Woran erkenne ich einen guten Persönlichkeitstest?

Nun ein bisschen trockene Wissenschaftlichkeit. Unabhängig von den qualitativen Kriterien sollte aus dem Test klar hervor gehen, welchen Nutzen der Anwender davon hat. Kann diese Frage eindeutig geklärt werden, sind auf eine entsprechende Objektivität, Gültigkeit (=Validität) und Zuverlässigkeit (= Reliabilität) zu achten.

Objektivität:

Ein Test ist objektiv, wenn die Bedingungen für die Testdurchführung, –auswertung und Interpretation feststehen und immer gleich sind. Sie müssen zudem unabhängig von den Anwendern als auch von den beurteilenden Personen sein. Um dies gewährleisten zu können, ist eine Standardisierung des Verfahrens nötig.

Validität (=Gültigkeit):

Ist ein Test hoch valide, misst er genau das Merkmal, welches auch gemessen werden soll. Es ist der Grad an Genauigkeit, mit der dasjenige Merkmal tatsächlich gemessen wird, das gemessen werden soll.

Reliabilität (=Zuverlässigkeit):

Ein Test muss unabhängig von Zufallsschwankungen sein. Die Reliabilität zeigt, wie genau ein Test ein bestimmtes Merkmal misst. Das Ergebnis sollte unter gleichen Bedingungen reproduzierbar sein.

Des Weiteren ist noch auf eine Normierung zu achten. Darunter versteht man in der Psychologischen Diagnostik das Erarbeiten einer Umrechnungsskala von Rohwerten zu Normwerten um die Vergleichbarkeit eines individuellen Testergebnisses mit einer repräsentativen Vergleichsgruppe herstellen zu können.

Ich habe in der Vergangenheit verschiedene Tests im Rahmen der Persönlichkeitsdiagnostik ausprobiert. Es gibt sowohl einfache und kostenlose Tools als auch komplexe Testverfahren, für die in der Regel eine Lizenzgebühr und ggf. noch Beratungsaufwand erhoben werden. Man sollte sich daher im Vorfeld überlegen, was man genau wissen möchte und ob der Einsatz eines gebührenpflichtigen Tests tatsächlich sinnvoll erscheint. Es macht definitiv Sinn, die Einhaltung gängiger Qualitätsanforderungen (Reliabilität, Validität und Objektivität) vorher zu prüfen.

Zum Schluss noch ein kleiner Sicherheitshinweis in Bezug auf die Nutzung von Persönlichkeitstests.

 

Vorsicht vor Sekten! Manche Sekten locken mit Persönlichkeitstests, erfragen persönliche Probleme oder Schwächen. Später wird dann suggeriert, dass die Mitgliedschaft in solch einer Sekte der einzige Weg ist, die aufgedeckten Probleme oder Schwächen zu beheben.

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